Weihnachten, nüchtern betrachtet – unvergorene Getränke zu weihnachtlichen Speisen

Weihnachten. Plötzlich ist es da. Und dann wird alles ganz hektisch:wo feiert man, mit wem, mit wem nicht, wer nimmt dieses Jahr Oma, was isst man – und vor allem, was trinkt man dazu?

Ich habe mir mal die beliebtesten klassischen Gerichte der Feiertage vorgenommen und mir zum Thema: „was trinkt man, wenn man nicht trinken möchte“ das eine oder andere alkoholfreie Getränk überlegt.

#1_Kartoffelsalat mit Würstchen

Bei immerhin einem Viertel der Deutschen kommt dieses unkomplizierte Gericht auf den Tisch. Hier gilt es zu unterscheiden zwischen Kartoffelsalat mit Mayonnaise und mit Essig und Öl:

Wenn der Kartoffelsalat mit Mayonnaise zubereitet wird, passt ein rebsortenreiner Saft vom Riesling (z.B. vom Ökoweingut Schütte). Traubensäfte neigen ja zu einer gewissen Süße, beim Ökoweingut Schütte werden die Trauben für den Saft ca. 14 Tage vorher gelesen, dann ist der Zuckergehalt niedriger und der Saft hat eine feine Säure.  Das Besondere bei diesen Säften ist, dass die Trauben, aus denen die Säfte hergestellt werden, dieselben sind, aus denen dann der Wein entsteht. Es handelt sich hier also nicht um eine Mischung aus diversen Traubensäften, wie es häufig bei Traubensaft der Fall ist.

Es ist natürlich ein immer noch recht süßer Saft im Glas und daher mische ich Säfte gerne Tees, z.B. mit Rauchtee (Kyobancha aus Japan oder Lapsang Souchong aus China) im Verhältnis 75:25. Dazu den Tee entweder klassisch aufgießen, abkühlen lassen und zum Saft geben oder nach der Cold Brew-Methode zubereiten, und direkt im Saft ziehen lassen. Hier eignen sich diese Flaschen von Hario, da im Verschluss ein Sieb integriert ist und so ein komfortables Ausgießen ohne Teeblätter im Glas zu haben, ermöglicht wird.

Die leichte Säure vom Rieslingsaft weiß gut mit der Mayonnaise umzugehen, der Rauchteeanteil kümmert sich solange um das Wiener Würstchen. Der Rauchtee ist übrigens auch pur ein guter Begleiter.

Wenn Kartoffelsalat auf schwäbische Art mit Essig und Öl zubereitet wird, ist ein Bier eine gute Wahl. Das „Naked“ von BRLO ist hier ein guter Begleiter, es kann mit der Säure vom Essig umgehen und mit dem Wiener Würstchen sowieso.

Wer es etwas fruchtiger mag, kann die Cuvée Nr. 31 von der Manufaktur Jörg Geiger aus Grünem Tee, WiesenObst und Gartenmelisse probieren. Die leichten Tannine vom grünen Tee setzen einen guten Kontrapunkt zum Dressing.

Auch wäre übrigens ein Rauchtee, solo, hier eine gute Wahl.

#2_Gans mit Rotkohl und Kartoffeln

Die Gans, ein Klassiker, dazu passt gut ein Kirschsaft von der Sauerkirsche (z.B. „Morellenfeuer“ von van Nahmen oder von einem Pflaumensaft (z.B. „Wilde Pflaume von Van Namen) Wem der Saft zu süß ist, der kann mit Rauchtee oder einem Assam im Verhältnis von 75/25 ein paar neue Aspekte und Tannine in den Saft bringen.

Beim Pflaumensaft sind Aromen von roten Früchten, Marzipan und Vanille im Spiel – alle diese Aromen harmonieren mit der weihnachtlichen Gans, die mit Apfel und Rosinen gefüllt wird und dem Rotkohl, der neben Nelken auch mit Zimt und Kardamon gewürzt wird.

#3_Rinderbraten mit Kartoffelklößen und Rotkohl

Hier böte sich ein rebsortenreiner Saft vom Dornfelder an. Ein Rinderbraten, langsam im Bräter gegart, ggf. mit der Niedriggarmethode braucht einen leicht fruchtigen Partner. Den Saft kann man gut als Schorle servieren (2/3 Saft, 1/3 Wasser) oder mit einer Cuvée aus der Jörg Geiger Manufaktur: mit Kirsche, Paprika, roter Bete und Mädesüß.

#4_Raclette

Das Raclette stellt insofern eine Herausforderung dar, als dass wir es hier mit vielen unterschiedlichen Aromen zu tun haben: fettem Käse, fruchtigen (z.B. Ananas), säuerlichen Aromen von Silberzwiebeln und diversen anderen Komponenten.

Reinsortiger Saft vom Elstar oder von der Rieslingtraube oder ein Saft vom Bergapfel mit Heidelbeersaft – z.B. von Thomas Kohl sind hier verlässliche Partner. Den Saft kann man auch leicht erwärmen und wie Glühwein genießen.

Mehr zum Thema „Käse und Saft“ findet sich hier.

#5_Fisch

Fisch, das ist natürlich ein weites Feld! Wie wär es mit einem Lachs, gebraten mit Ofengemüse und Reis: hier bietet sich ein Hojicha an, ein gerösteter grüner Tee. Röstaromen des Tees sind stark genug für die des Fisches und des Gemüses. Außerdem haben die gerösteten und geräucherten Tees nicht so viel Koffein, was diese Tees auch zu guten Begleitern am Abend macht.

Für Freunde der hochwertigen Sardine – je nach Zubereitung bietet sich hier auch ein Tee an: bei Sardinen mit mediterranen Kräutern kann ein Sencha gute Dienste leisten. Ein Houjicha ist immer eine gute Wahl, außerdem ein nicht zu süßer heller Traubensaft. Es gibt von La belle Illoise Sardinen, die leicht erwärmt oder  angebraten zur Höchstform auflaufen – hier ist ein Rauchtee eine gute Wahl. Intensiven Aromen durch Zitrusfrüchte kann eine nicht zu süße Limonade gut begegnen und Sardinen mit Chili kann ein Pu Er-Tee mit Kraft begegnen.

Geräucherter Fisch- auch so ein Klassiker (auch für Silvester). Hier ist ein Rauchtee meine erste Wahl – Lapsang Souchong oder Kyobancha. Die gerösteten Teeblätter haben ausreichend Kraft, um sich gegenüber dem Fisch zu behaupten. Ein Houjicha oder ein Genmaicha (grüner Tee mit geröstetem Reis)

#6_Fondue

Bei Käsefondue haben wir ähnliche Ausgangsvoraussetzungen wie beim Raclette: hier braucht es ein Getränk, dass mit dem fett-aromatischen Käse gut zurechtkommt.

Apfelsaft mit Holunder ist hier eine Möglichkeit, die erdigen Noten des Holunders nehmen sich dem Fett im Käse gut an.

Leicht herb-erdigen Noten der Heidelbeere und die Süße des Apfels bieten dem intensiven Käsefondue klar die Stirn. Man kann den Saft auch ein wenig erwärmen.

Alternativ ein Assam mit Yuzuzesten, da Raclettekäse aromatische Parallelen mit Mandarinen hat. Mutige probiere eine Yuzuka (Yuzulimonade). Ein alkoholfreies Bier, mein Favorit ist das NAKED von BRLO, hier sind es die Malznoten, die das Bier zu einem wunderbaren Begleiter machen. Der Malzkörper behauptet sich gut gegenüber der fetten Käsecuvée.

Das Fleischfondue mit Öl mit seinen diversen häufig auch süßlichen Saucen ist mit einem Saft gut begleitet. Zum Beispiel mit einem Apfelsaft mit Brombeer-  oder Granatapfelsaft. Die herben Säfte bringen Frische in den Apfelsaft. Auch Tee ist hier eine gute Wahl, z.B. ein Gunpowder oder ein Dareeling Second Flush. Da die 2017er Ernte des Second Flush durch den Streik der Pflücker (der Streik dauerte fast 100 Tage) auf eine Kleinstmenge reduziert ist, können Sie als Gastgeber hier mal so richtig glänzen, weil Sie noch ein Tütchen Second Flush vom Phuguri-Teegarten bekommen haben.

Wie immer bei Speisen mit Röstaromen, ist ein Saft  – z.B. ein Apfelsaft vom Elstar mit 25% Rauchtee eine gute Wahl.

Beim Fondue mit Brühe empfehle ich eine klassische Gemüsebrühe, die kann man gut selber machen (hier nimmt man einfach die Abschnitte der Gemüse, die man so an den Tagen vor Weihnachten verarbeitet hat und kocht das ganze eine Stunde vor sich hin). Alternativ gibt es eine tolle neue Vitalpilzbrühe von BROX  – die eignet sich natürlich auch toll für vegetarische Fondues.

Nicht in der Liste, aber sicher bei auf vielen Tischen zu finden: Reh oder Hirsch in Variationen. Kirschnektar aromatisiert mit Rosmarin (auch schön, wenn man den Kirschnektar erhitzt, dann noch ein paar Nelken und ein bisschen Zimt dazu) harmonieren gut mit dem Wild und dem „wie-auch-immer-zubereiteten“ Kohl. Die Kirsche bringt ein bisschen Fruchtigkeit ins Spiel und dazu ein paar erdige Noten.

Schnittchenfreunde gibt es zu Weihnachten auch, die sind allerdings in der Minderheit. Aber auch diese sollen nicht zu kurz kommen . Da ist in der Regel eine bunte Mischung auf dem Teller: Vollkornbrot, Weißbrot, Gürkchen, harte gefüllte Eier, Käse, Aufschnitt und Lachs…hier würde ich die Allzweckwaffen nehmen – eine gute Heumilch, ein alkoholfreies Bier oder einen Houjicha.

Zur Verdauung geht natürlich immer was Hochprozentiges, aber auch ein Pu Erh (fermentierter Tee) ist eine gute Wahl, sortiert ein wenig die Verdauung. Ein weißer Pu Erh ist der Pu Erh Ba Ya. Kalt aufgegossen wirkt er zwischen den Gängen als „Palate Cleanser“ und sorgt dafür, dass die Rezeptoren auf der Zunge wieder bereit sind.

Zum Anstoßen muss es ja nicht immer Orangensaft sein  – in meiner Neuentdeckung des Monats: „Clean Cocktails“ von Beth Ritter Nydick und Tara Roscioli finden sich neben Drinks „mit“ auch ein paar „ohne“. Großartig zum Anstoßen ist die

Designated Diva

  • 50 gr. frisch geriebener Ingwer
  • 50 ml frisch gepresster Zitronensaft
  • 50 ml kaltes, gefiltertes Wasser
  • ein Spritzer Ahornsirup
  • eine Prise Cayennepfeffer

Alle Zutaten in ein Double Old Fashion Glas geben, 2 Eiswürfel dazu und umrühren.

Meine Bloggerkollegin Ariane Bille hat einen Apfel Cranberry-Glühwein und einen Granatapfel-Grapefruit-Ingwer Fizz mit Anis entwickelt.

Falls bei dem einen oder anderem Wein, Vodka, Rum, Gin oder eine andere Flüssigkeit zuviel im Glas war, da empfehle ich euch die wunderbare Auflistung auf Stevan Pauls Blog nutriculinary zum Thema „Katerkiller“…

In diesem Sinne:

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN!!!

 

 

 

 

 

 

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